Die aequitas bei L. Neratius Priscus
Jan Maifeld
L. Neratius Priscus war einer der bedeutendsten Juristen römischer Klassik. Er lebte etwa von 57/58 bis nach 133 nach Chr. Der vorliegende Band enthält zunächst eine Biographie des Juristen, die auch neuere Inschriftenfunde zu seiner Person auswertet. Hier haben sich gerade in den letzten Jahren einige neue Erkenntnisse zu dem Lebenslauf des Neraz gewinnen lassen.
Hauptthema der Arbeit ist jedoch die aequitas bei Neraz. Dabei wird die Bedeutung, der Inhalt dieses etwa mit "Gerechtigkeit", "Billigkeit" zu übersetzenden Begriffs bei Neraz untersucht, soweit dies nach der Quellenüberlieferung möglich ist. Demgemäß enthält das zweite Kapitel ausführliche Exegesen sämtlicher Quellen, in denen Neraz die aequitas zur Begründung juristischer Entscheidungen anführt. Dabei handelt es sich ausschließlich um Fragmente aus den Digesten Justinians, einer von diesem oströmischen Kaiser im 6. Jahrhundert unternommenen Sammlung, die Schriften hauptsächlich klassischer römischer Juristen enthält. Die hier untersuchten Texte betreffen so unterschiedliche Rechtsgebiete wie Sachenrecht (Ersitzungsbesitz, actio Publiciana), Erbrecht, Vollstreckungsrecht etc.
Im dritten und letzten Kapitel werden die Ergebnisse dargestellt, die auf dieser Grundlage zur Bedeutung der aequitas im Rechtsdenken des Neraz gewonnen werden können. Dabei zeigt sich, daß der Verwendung der aequitas durch diesen Juristen keine allgemeingültige Vorstellung von deren Inhalt zugrundeliegt, etwa im Sinne einer Verteidigung eines überkommenen Wertesystems mit den Mitteln der aequitas. Vielmehr bedeutet aequitas bei Neraz stets Einzelfallgerechtigkeit.
ISBN 3-922031-79-X, 165 S., kt., Euro 18,- 1991
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