Der Vater der Dinge.
Interpretationen zur politischen, literarischen und kulturellen Dimension des Krieges bei Vergil
Reinhold F. Glei
Der Verfasser unternimmt den Versuch, das Gesamtwerk Vergils (70-19 v. Chr.) unter dem übergreifenden Aspekt des Krieges zu interpretieren, der in seinen vielfältigen Erscheinungsformen eine Schlüsselstellung im Oeuvre des römischen Klassikers einnimmt. Dabei geht es nicht etwa um die Spiegelung des historischen römischen Militärwesens bei Vergil, sondern vielmehr um die Bedeutung, die der Krieg für den Produktions- und Rezeptionsprozeß der einzelnen Werke besitzt.
Nach einer methodologischen Einleitung, in der in Auseinandersetzung mit der amerikanischen "Two-Voices-Theory" das Prinzip der "kumulativen Interpretation" entwickelt wird, werden zunächst "Bucolica" und "Georgica" unter politischen bzw. literarischen Gesichtspunkten antithetisch behandelt; das Kernstück der Arbeit bildet dann die Darstellung der Synthese politischer und literarischer Programmatik in der "Aeneis". Besonders innovativ ist der dritte Teil, der sich mit den bei Vergil thematisierten kulturgeschichtlichen Phänomenen wie Liebe, Landwirtschaft, Sport, Jagd, Opfer etc. in ihrer Beziehung zum Krieg befaßt - Gegenstände, die in der bisherigen Vergilforschung nur sehr vereinzelt berücksichtigt worden sind.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind vielfältig. Neben zahlreichen Fortschritten in Einzelfragen wird einerseits die "Einheit des vergilischen Lebenswerkes" (Klingner) deutlich, andererseits der Blick für dessen kulturphilosophische Dimensionen geweitet, wodurch dieses Buch nicht nur für die Klassische Philologie, sondern auch für die Kulturwissenschaften insgesamt von Interesse ist.
ISBN 3-88476-255-9, 416 S., kt., Euro 36,- 1991 (2. Aufl. 1997)