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BAC 46

Genie und Wahnsinn.
Konzepte psychischer ‘Normalität’ und ‘Abnormität’ im Altertum

Bernd Effe, Reinhold F. Glei (Hg.)

Die Beiträge dieses Bandes gehen auf die siebte altertumswissenschaftliche Ringvorlesung zurück, die im Sommer-Semester 1999 an der Ruhr-Universität Bochum gehalten wurde.

Das Rahmenthema, das die vorliegende Sammlung bestimmt, verdankt sich trotz immer wieder herstellbarer Zeitbezüge nicht einer vordergründigen Aktualität, sondern bezieht sich auf eine generelle anthropologische Problemstellung: Die Wertung außergewöhnlicher Persönlichkeiten oder Verhaltensweisen im positiven oder negativen Sinn als ‘genial’ bzw. ‘wahnsinnig’ setzt ein Koordinatensystem zur Verortung von ‘Normalität’ und ‘Abnormität’ voraus, das bei aller kulturellen Verschiedenheit der antiken Gesellschaften von der unsrigen sowie untereinander eine erstaunliche Invarianz aufweist. Die Wirksamkeit dieses Koordinatensystems psychischer Phänomene in Geschichte, Religion, Mythos, Literatur und Wissenschaft der Antike zu beleuchten, ist die Absicht der hier präsentierten Beiträge.

R. F. Glei: Freud und die antike - oder: "Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?"
J. Ebach: Genie und Wahnsinn der Propheten? Suchbewegungen am Beispiel Ezechiels
B. Effe: Tragischer Wahnsinn: Ein Motiv der attischen Tragödie und seine Funktionalisierung
I. Müller: Signum oder Stigma: Zur Deutung von melancholia und mania in der antiken Heilkunde
W. Eder: Demokratie und Größenwahn: Die Paradoxien der Athenischen Demokratie
Th. Paulsen: Genie und Wahnsinn Alexanders "des Großen" im Spiegel der antiken Literaur
G. Binder: AMOR OMNIBUS IDEM: Liebeswahn als Konstante in Vergils Dichtung
H. Heckel: Ovid: ein Genie und seine Genies
H. Kloft: Caligula. Ludwig Quidde und der Cäsarenwahnsinn
M. Schmitz-Emans: Poetischer Wahn und literarische Schöpfung in der romantischen Literatur

ISBN 3-88476-402-0, 260 S., 11 Abb., kt., Euro 25,50 2000

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