Die Luciliusausgabe des Franciscus Dousa (1597) in ihrem gelehrten Umfeld
Philipp Kamphausen
Im Jahre 1597 fand für die Klassische Philologie eine lange Wartezeit ihr Ende. In diesem Jahr publizierte Franciscus Dousa die erste Edition der Luciliusfragmente in einer Form, die über die reine Sammlung der Bruchstücke hinausgeht und heutigen wissenschaftlichen Ansprüchen nahekommt. Die Bedeutung dieser Fragmentausgabe spricht sich neben der Vielzahl an Nachdrucken in der Tatsache aus, dass erst Friedrich Marx' zweibändige Edition der Luciliusfragmente (1904/05) die editio princeps wirklich ersetzen konnte.
Auch wenn Dousas Sammlung der erhaltenen Verse, ihre Kommentierung mit Quellentexten, Noten und doctorum virorum emendationes sowie der wissenschaftliche Abriss zur Dichterpersönlichkeit und Gattung per se als philologisches Verdienst zu werten ist, stellt sich die Frage, wie es um die philologische Qualität der Erstausgabe bestellt ist. Trägt Dousas editio princeps das Prädikat, über 300 Jahre Maßstab der Luciliusphilologie gewesen zu sein, zu Recht?
Ein exemplarischer Vergleich der ersten 16 reliquiae sedis incertae der Dousa'schen Ausgabe mit den Entsprechungen bei den Nachfolgern Marx und Krenkel, der die erste lateinisch-deutsche Bearbeitung der Fragmente herausgegeben hat, beantwortet diese Frage. Wo es möglich ist, bietet dieser Band eine Perspektiverweiterung von der Luciliusausgabe hin zu den Netzwerken der Gelehrtenschaft in der Frühen Neuzeit. Dies gilt z.B. auch für die Biographie des Franciscus Dousa selbst, der bereits als 20-jähriger die editio princeps veröffentlichte.
ISBN 978-3-86821-549-6, 446 S., kt., Euro 46,50 2014
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